Jineolojî ist ein Begriff, der aus dem Kurdischen stammt: „Jin“ bedeutet Frau und leitet sich von „Jiyan“ ab, was Leben bedeutet. Das lateinische „loji“ steht für Wissen. Jineolojî entstand aus der kurdischen Frauenbewegung mit dem Ziel, gesellschaftliche Probleme zu lösen und eine Revolution sowohl in den Sozialwissenschaften als auch in anderen Wissenschaften herbeizuführen. Sie ist eine parteiische Wissenschaft, die das Ziel verfolgt, das Patriarchat und alle damit verbundenen Herrschaftssysteme abzuschaffen. Jineolojî betrachtet die Entstehung des Patriarchats im Neolitikum als Beginn der Unterdrückung der Frau und als Quelle vieler heutiger gesellschaftlicher Probleme.

Jineolojî kritisiert die europäische Wissenschaft, insbesondere die Soziologie, für ihre positivistischen Methoden und die Spaltung von Subjekt und Objekt, sowie Theorie und Praxis. Basierend auf Erkenntnissen der Quantenphysik, die die gegenseitige Bedingtheit von Beobachter und Beobachtetem betont, werden diese Trennungen abgelehnt. Jineolojî setzt sich für eine Wissenschaft ein, der es nicht nur um die Enthüllung von Wissen, sondern darum, wie dieses Wissen zur Befreiung der Gesellschaft genutzt werden kann.

Ihre Methoden umfassen die Erforschung der Geschichte und die Analyse der Gegenwart, um die Beziehung zwischen Mensch und Gesellschaft zu verstehen. Jineolojî verfolgt das Ziel, in ihren Kritiken auch Lösungen oder Alternativen zu beinhalten und eine Wissenschaft zu sein, die die Freiheitskämpfe von Frauen stärkt. Sie soll nützlich und notwendig für den Aufbau einer demokratischen, ökologischen Gesellschaft auf der Grundlage der Frauenbefreiung sein.

An diesem Wochenende werden verschiedene Forscherinnen des Jineoloji Zentrum Brüssel und des Jineoloji Komitee Deutschland zu Besuch sein. Wir werden im autonomen Rahmen (das heißt nur Frauen, Inter und Transpersonen) einen vertieften Einblick in die Jineoloji bekommen. Der Schwerpunkt wird dabei die Archäologie der Frau sein, ein Konzept aus der Jineoloji, das sich mit Geschichten und Mythen beschäftigt, die historisch die Frauenidentität geformt haben.

Accessibility

• Dauer: 6 Stunden
  Mit Pausen
  Sprache: Deutsch
  Wir können ins Englische und Kurdische (Kurmanci) übersetzen

Gefördert von:
Kulturamt der Stadt Frankfurt
Hessische Theaterakademie
Frauenreferat der Stadt Frankfurt